Barfuß wie einst die Profis

Eishockey Mit Oskar Kromberg vom 1. Aschaffenburger Eissportverein beim Training in der Eissporthalle

[Quelle: Main-Echo 29.03.2009, Karin Hussy]

Oskar ist bereit. Seine Wangen und seine Nase sind gerötet. Kalt ist es in der Aschaffenburger Eissporthalle. Man sieht seinen Atem im Neonlicht über der schneeweißen Fläche. Die Eismaschine präpariert gerade geräuschvoll das Eis. Entlang der Bande fährt das Schutznetz mit leisem Quietschen langsam herunter. Gleich geht Oskars Training mit seinen Kameraden vom Aschaffenburger Eissportverein (1. AEV) los.

Dabei ist der Neunjährige schon ein ganzes Weilchen da. Erst müssen Helm, Halsschutz, Brustpanzer, Ellbogenschoner, Trikot, Hose, Schwitzanzug, Tiefschutz, Stutzen, Knieschoner, Schlittschuhe und Handschuhe an ihren richtigen Platz. Socken hat Oskar auch an. Aber nur ein Paar. Das reicht völlig. Durch die Bewegung auf der Eisfläche bekommt man keine kalten Füße. Und irgendwann wird Oskar vielleicht auch einmal barfuß in den Schlittschuhen stehen. Ganz wie es die Profis früher gemacht haben.

Einer, der es schon weit gebracht hat, ist Sven Breiter, Oskars großes Vorbild. „Irgendwann einmal möchte ich so weit kommen wie Sven“, berichtet Oskar. Den Aschaffenburger Eishockey-Profi, der beim Kult-Verein Indians Hannover seit 2006 im Sturm spielt, hat Oskar vor zwei Jahren beim Trockentraining in Aschaffenburg kennen gelernt.

Technik ist nur die halbe Miete

Wenn die Eisfläche abgetaut ist, heißt es für die Eishockeyspieler „ab nach draußen!“. Mit Schlägern und Holzbällen wird auf dem Sportfeld die Technik geübt. Doch Technik allein ist nur die halbe Miete. Schnell muss man sein auf dem Eis. Sicher auf seinen Kufen stehen können. Und das 60 Minuten lang.

Auch kleine Rempeleien gehören beim Eishockey dazu. Doch meistens sehen die Zusammenstöße der Spieler schlimmer aus, als sie es sind. Der Schläger, den Oskar letztens abbekommen hat an seinem Oberarm, hat dank der guten Schutzkleidung nur einen blauen Fleck hinterlassen. Hat man da nicht Angst als Eltern? Papa Dimitri und Mama Natalie, beide Zuschauer beim Training, unterstützen ihren Sohn bei seinem außergewöhnlichen Hobby: „Solange es Oskar Spaß macht und er hundertprozentig bei der Sache ist, stehen wir voll dahinter. Verletzen kann man sich auch in anderen Sportarten, und oft sogar noch viel leichter. Die Jungs sind so gut gepolstert, da haben wir keine Angst.“

Oskar flitzt mit seinem Schläger auf dem Eis hin und her. Immer dem schwarzen Puck nach, der von Trainer Joachim Ziegler und seinen Mitspielern übers Eis gefegt wird. Oskars dreijährige Schwester Claudia schaut ihrem großen Bruder sehnsüchtig durch das Netz hindurch zu. Sie will auch einmal Eishockey spielen. Schlittschuhlaufen kann sie schon. Der Anfang ist also gemacht.

Wie ein Kolibri-Schnabel

Bevor Oskar beim 1. AEV angefangen hat, ist auch er Schlittschuhlaufen gegangen. „Wenn man regelmäßig trainiert und schon einigermaßen Schlittschuhlaufen kann, hat man innerhalb eines Vierteljahres sehr gute Grundlagen“, erklärt Nils Bohnes vom 1. AEV.

Oskar kommt auf die Bande zugestürmt. Greift nach seiner Trinkflasche. Die hat eine ganz lange Spitze, die durch das Gitter seines Helms passt. Fast wie ein Kolibri-Schnabel sieht das Ding aus. Der Durst ist fürs Erste gelöscht und für Oskar heißt es, die letzte halbe Stunde alles zu geben. Damit er fit ist fürs nächste Spiel gegen die Würzburger Eisbären.