„Sehe mich in der Pflicht, etwas zurückzugeben“

Erich Kühnhackl: Der deutsche Eishockeyspieler des Jahrhunderts unterstützt mit seiner Stiftung den 1. Aschaffenburger Eissportverein

[Quelle: Main Echo]

Er ist nicht nur der bekannteste und erfolgreichste Puckjäger der Republik, sondern wurde sogar zum „deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts gewählt“. Der Name Erich Kühnhackl (Foto: Victoria Schilde) ist ein Begriff in Deutschland – und darüber hinaus. Der schnelle Sport mit dem schwarzen Puck ist sein Leben; auch heute noch, 57-jährig. Sein Credo: Die große Erfahrung, die er gesammelt hat, weitergeben, Jugendliche für Sport und Eishockey im Besonderen zu begeistern und sie, aber auch Vereine und Verbände, zu unterstützen. Mit dem „Kleiderschrank auf Kufen“, so sein Spitzname, unterhielt sich unser Redakteur Thomas Steigerwald.

Herr Kühnhackl, was treibt Sie nach Aschaffenburg – wahrlich ja nicht gerade eine Eishockey-Hochburg?

Richtig, der Eishockey-Sport in Aschaffenburg braucht Unterstützung. Ich bin auf Einladung des 1. Aschaffenburger Eissportvereins hier, um den Club zu unterstützen – ideell, aber auch materiell. In Gesprächen mit den Stadt und der Bad und Eissporthalle GmbH geht es darum, in der Eissporthalle Umkleidemöglichkeiten für Mannschaften, Duschmöglichkeiten für Spieler sowie Eiszeiten und Heimspielmöglichkeiten in Aschaffenburg zu bekommen. Dazu will ich mit meiner Stiftung beitragen.

Im September 2001 haben Sie die Erich-Kühnhackl-Stiftung gegründet. Zu welchem Zweck?

Ziel ist es, den deutschen Eishockey-Nachwuchs in erster Linie finanziell zu fördern, sowohl einzelne Spieler als auch Mannschaften und Vereine, die anerkannt gute Jugendarbeit betreiben und damit eine wichtige soziale Aufgabe in unserer Gesellschaft erfüllen. Wir helfen beispielsweise bei Schwierigkeiten in der Schule und am Arbeitsplatz, aber auch schon mal bei der Beschaffung von Profi-Schlittschuhen in besonders dringenden Fällen. Wie wichtig und lohnend Nachwuchsförderung ist, habe ich am eigenen Leib erfahren. Nun sehe ich mich in der Pflicht, in unserer heutigen hektischen Zeit etwas zurückzugeben.

Wie finanziert sich die Stiftung?

Wir sind auf die Hilfe von Freunden und Gönnern, die ein Herz für das deutsche Eishockey haben, angewiesen. Hinzu kommt der Erlös aus kulturellen und sportlichen Veranstaltungen wie Benefiz-Spielen oder Golfturnieren. Der Stiftungsvorstand, neben meiner Person noch der ehemalige ZDF-Sportjournalist Sepp Ortmaier und Josef Daimer, der Ex-Oberbürgermeister von Landshut, sowie der Stiftungsrat arbeiten ehrenamtlich. Somit können wir jährlich circa 250 000 Euro aus dem Stiftungsvermögen verteilen. Allerdings erreichen uns täglich auch zehn bis 15 Anträge.

Sie haben zwischen 1999 und 2002 mit dem Pilotprojekt „German Team“ für Aufsehen gesorgt. Was hatte es damit auf sich?

Mit den Erding Jets habe ich eine Mannschaft in der Oberliga und der 2. Bundesliga trainiert, die ausschließlich aus deutschen Spielern bestand. Auf die Ausländerproblematik im Eishockey bin ich zuvor als Bundes- und auch als Bundesnachwuchstrainer aufmerksam geworden. In den Vereinen waren und sind ganz einfach zu viele Schlüsselpositionen von Ausländern besetzt. Somit bekommen deutsche Talente zu wenig Spielzeit, womit der Sprung von der Nachwuchs- in die erste Mannschaft oft zu groß wird. Wir haben in diesen drei Jahren 56 Spieler getestet, in der Regel zwischen 18 und 22 Jahre alt, von denen später gut ein Dutzend den Sprung in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gepackt hat.

Sie stehen noch bis Ende Juli auf der Gehaltsliste von DEL-Team Straubing Tigers, wurden aber als Trainer am 23. November des vorigen Jahres beurlaubt. Was waren die Gründe dafür?

Das Erfolgsdenken war zu groß: Im ersten Jahr waren wir Zwölfter, im zweiten Jahr sollten es bereits die Playoffs sein. Alles muss schnell gehen. Bedenkt man aber, dass die komplette Ausbildung eines Spielers etwa zwölf Jahre dauert und unser Etat etwa ein Viertel von dem der Mannheimer Adler betrug, konnte das nicht gut gehen.

Wollen und werden Sie weiter als Trainer arbeiten?

Das weiß ich noch nicht. Ich habe zwei, drei Angebote aus Deutschland, auch aus dem Ausland gibt es Anfragen. Vielleicht werde ich aber auch Botschafter für die WM 2010 in Deutschland. Weiterhin arbeite ich als Experte für Premiere.