Sabrina Richmond aus Johannesberg träumt von einer Karriere als Nationalspielerin
[Quelle: Main-Echo, 28.06.2008]
Alles fing mit Schlittschuhlaufen an. Schon als Fünfjährige stand Sabrina Richmond aus Johannesberg zum ersten Mal auf dem Eis. Das war kein Zufall, denn Vater Paul hatte früher Eishockey gespielt, Mutter Martina war Eistänzerin gewesen und die ältere Schwester Elena Eiskunstläuferin.
Aber wie um alles in der Welt kommt ein Mädchen dazu, Eishockey spielen zu wollen?
Sabrina erinnert sich an ein prägendes Erlebnis vor sechs Jahren in der Aschaffenburger Eishalle. Dort sah sie einen kleinen Jungen im Eishockeydress. Sofort wusste sie: „So was will ich auch machen!“ Und schon war es so weit. Die heute 15-Jährige trainierte bald in Aschaffenburg, wo es jedoch keinen geregelten Spielbetrieb gab. So wechselte sie 2003 nach Darmstadt und von dort aus 2006 nach Mannheim zu den „Kurpfalz-Ladies“, die in der Frauen-Bundesliga spielen.
Mal schnell zum Training nach Mannheim? Ein ziemlich hoher Aufwand. Mutter Martina sagt’s deutlich: „Unsere Familie verzichtet auf Urlaub. Das ganze Geld fließt in Sabrinas Hobby.“ Jedoch haben die weiten Reisen zu den Spielen auch Vorteile: „Man kommt in ganz Europa ‚rum. Zum Beispiel Belgien und Luxemburg. Oder an Pfingsten das Frauen-Eishockeyturnier in Colmar. Sabrina hat schon viel erlebt, viele schöne Erinnerungen. Das kann ihr keiner mehr nehmen.“
Ein relativ überschaubarer Haufen Dass man als Mädchen etwas Außergewöhnliches ist in einer solchen Sportart, zeigt sich allein schon daran, dass Sabrina mittlerweile schon „so ziemlich alle Mädchen aus Deutschland kennt, die Eishockey spielen“. Ein relativ überschaubarer Haufen also.
Jetzt im Sommer sind die Eisflächen abgetaut. Das ist jedoch kein Grund, weniger zu trainieren. Sabrina wird auch in diesem Jahr einen Teil ihrer großen Ferien dazu nutzen, drei Trainingscamps zu besuchen: eines bei ihrem künftigen Verein in Bad Nauheim, dann das Elite-Camp für U-18-Spieler in Bad Sachsa und danach ein Frauen-Camp in Füssen.
Das größte Ziel heißt Olympia Doch auch daheim steht – neben Hausaufgaben und Lernen – jeden Tag Training auf dem Programm: Seilhüpfen für die Kondition, Hanteltraining für die Kraft, Hockeyspielen, um die Schlägertechnik zu üben. Ein ganzes Trainingsbuch hat ihr Coach Stefan Himmler ihr verschrieben, das sie „ganz diszipliniert“ abarbeitet. Dazu kommt noch das Training im Verein, also zweimal pro Woche zum 1. Aschaffenburgber Eissportverein und einmal nach Bad Nauheim.
Angst in dem rauen Sport hat weder die Tochter noch ihre Mutter. Mama Richmond muss da nicht lange überlegen: „Eishockey ist überhaupt kein gefährlicher Sport. Zumindest nicht viel gefährlicher als Fußball. Sabrina spielt, wie alle in ihrer Mannschaft, mit Vollgitter. Da kann eigentlich nichts passieren.“
Vor schlimmeren Blessuren ist Sabrina bisher verschont geblieben. Da sind nur die ständigen blauen Flecken. „Davon hab ich tausende! Der Puck findet immer ein Plätzchen, wo er einschlagen kann“, lacht die Realschülerin.
Ihr nächstes Ziel sieht sie schon in greifbare Nähe gerückt: die U-18-Nationalmannschaft. Dafür nimmt sie im Sommer an einem U-18-Training in Köln teil. Das große Ziel ist noch etwas weiter entfernt: Olympia.
Fest steht schon jetzt für sie, was die nach dem Schulabschluss machen will: „Entweder Sportsoldatin oder Polizistin. In Deutschland verdient man als Eishockey-Spielerin kein Geld. Also brauch‘ ich ein zweites Standbein. Und da ist natürlich ein Beruf wichtig, in dem auch der Sport gefördert wird.“
Die zwei Zentimeter, die sie noch wachsen muss, um die Mindestgröße für den Polizeiberuf zu erreichen, machen ihr keine Sorgen. Viel wichtiger ist für sie, dass ihre Füße langsam aufhören zu wachsen: „Immer neue Schlittschuhe – das ist ziemlich teuer!“ (Karin Hussy)
Zur Person: Sabrina Richmond
Geboren: am 25. Januar 1993 in Aschaffenburg
Größe: 1,63 m
Wohnort: Johannesberg
Schule: Realschule Hösbach, 8. Klasse
Vereine: 1. Aschaffenburger Eissportverein (2002 bis heute), TSG 1846 Darmstadt (2003-2006), Kurpfalz-Ladies Mannheim (2006-2008), Rote Teufel Bad Nauheim (ab 2008)
Position: Abwehr